Die Glocken der St. Laurentius Kirche schweigen seit Monaten. Grund ist der marode Glockenstuhl. Da die 120.000 Euro Sanierungskosten der Kirchengemeinderat wohl nicht stemmen kann, wollen nun die Bürger anpacken.
Die Glocken der St. Laurentius Kirche in Obermettingen schweigen seit einigen Monaten. Für die Einwohner des Dorfes ungewohnt, waren sie doch gewohnt, dass die Glocken den Tageszeitenlauf als auch die Sonn- und Feiertage mit der Einladung zum Gottesdienst prägten sowie in der Todesstunde für die Sterbenden erklangen.
„Die Kirche ist ein Teil von uns“
Die Obermettinger möchten sich nun dafür einsetzen, auch mit Eigenarbeit, dass ihr Geläut wieder erklingen kann, denn, so Ortsvorsteher Norbert Ebi: „Die Kirche ist ein Teil von uns.“
Die Filialkirche St. Laurentius in Obermettingen verfügt über ein zweistimmiges Geläut. Die erste Glocke stammt von dem Glockengießer Kolumban Schnitzer aus Birkendorf und wurde 1844 gegossen, die zweite Glocke wurde von den Gebrüdern Bachert 1923 in Karlsruhe gegossen.
In einem mittig über dem Eingangsgiebel der Kirche gestellten hölzernen Glockenturm hängen die Glocken zwischen drei Holzbalken.
Der Turm ist auf allen vier Seiten mit Uhrenzifferblättern bestückt. Die Glocken sind mit einem elektromagnetischen Schlagwerk ausgestattet und übernehmen beide den Viertelstundenschlag, die große Glocke tätigt darüber hinaus noch den Stundenschlag. Auf dem Kirchenspeicherboden steht noch das vollständig erhaltene, jedoch stillgelegte mechanische Räderuhrwerk.
Statiker findet erhebliche Mängel
Durch verschiedene Untersuchungen und einer statischen Prüfung musste im vergangenen Sommer das Geläute eingestellt werden, da nach Ansicht des Statikers erhebliche Mängel an der Tragwerkskonstruktion aufgetreten sind.
Zur akustischen Zeitanzeige kann der Glockenschlag aber weiter getätigt werden, da hierbei keine Schwingungen entstehen. Vom Giebel ausgesehen schwingen die Glocken von rechts nach links.
Finanzierung schwierig wegen geringer Rücklagen
In dem Bericht des Pfarrgemeinderats vom Dezember vergangenen Jahres wird von einer Kostenschätzung für die Sanierung von 120.000 Euro gesprochen. Aufgrund der geringen Rücklagen und Eigenmittel der Kirchengemeinde könnte aber die Sanierung in Frage gestellt werden. Trotzdem fasste der Pfarrgemeinderat nach eingehender Beratung den einstimmigen Beschluss, dass das Tragwerk zum Erhalt des Geläuts saniert werden soll.
Für die Obermettinger ist es selbstverständlich, sich mit Eigenleistungen zum Erhalt des Geläuts einzubringen. „Wir sind auf alle Fälle dabei und helfen, wenn wir dürfen“, bestätigt Ortsvorsteher Norbert Ebi bei einer Besichtigung von Kirchenspeicherboden und Glockenturm. Es ist schon beachtlich, was Zimmerleute vor 200 Jahren geleistet haben.
Mit wenig Aufwand und viel Eigeninitiative
Selbst die stärksten Stürme hat der Glockenturm überlebt. Die mächtigen Balken sind standfest. Geringfügig hat sich der Turm in den vergangen 200 Jahren gesetzt, was aber nach Aussage eines örtlichen Zimmermanns als normal zu betrachten ist.
Ein eigentlicher Glockenstuhl ist nicht vorhanden, was so vor 200 Jahren nicht gebaut wurde, die Glocken hängen zwischen drei mächtigen Holzbalken. Grundsätzlich sieht der Fachmann derzeit keine größeren Gefahren.
Der Pfarrgemeinderat möchte eine zweite Prüfung zum Sanierungskonzept unter Hinzuziehung von Handwerkern aus dem Dorf und Fachleuten aus der Seelsorgeeinheit.
Die örtlichen Fachleute werden nun die Aufhängung im Turm abmessen und einem Statiker aus der Seelsorgeeinheit zur Bewertung geben. In Obermettingen ist man überzeugt, dass mit wenig Aufwand, Eigeninitiative und fachmännischem Wissen das Geläute wieder erklingen wird.
Quelle: Text/Bilder – Südkurier GmbH, Werner Steinhart vom 03.03.2022