Mit dem Stilllegen der 186 Jahre alten Stockensäge im Steinatal zwischen Ühlingen und Obermettingen endet die 186-jährige Geschichte eines Schwarzwälder Familienbetriebs. Doch warum musste die Säge schließen? Und was bedeutet das für die Familie?

Eine Epoche geht zu Ende. Mit dem Stilllegen der 186 Jahre alten Stockensäge im Steinatal zwischen Ühlingen und Obermettingen, der letzten von einst acht Sägewerken im Steinatal zwischen Bonndorf und Untermettingen, endet nicht nur das örtliche Sägehandwerk, es endet auch die 186-jährige Geschichte eines Schwarzwälder Familienbetriebs, der Stockensäge der Familie Preiser.
„Ein Sägewerk dieser Größenordnung hat keine wirtschaftliche Zukunftsperspektive“, sagt Klaus Preiser und er fügt hinzu: „Der Absatzmarkt hat sich geändert.“

Alles begann im Jahre 1835
Mit der Wasserkraft der Steina drehte sich ab 1835 ein Mühlrad – es besteht heute nicht mehr – und trieb dann eine Klopfsäge an. Wie überall im Schwarzwald wurden dann die Klopfsägen von der Hochgangsäge abgelöst.
Diese Sägen wurden dann durch Gattersägen an den Orten eingesetzt, an denen die Bauern die Sägereien als Zusatzerwerb betrieben, so auch bei der „Schlauchenmühle“ der offizielle Name der Säge. Der Urgroßvater von Klaus Preiser beantrage 1926 eine Nutzungserweiterung der Wasserkraft der Steina, die Stauung der Steina mittels eines Wehrs. Das Wasserrad bekam nun Hilfe durch eine Turbine.

Nun konnte die Säge entweder mit dem Wasserrad, Nutzleistung neun PS, oder der Turbine, Nutzleistung 14,5 PS, betrieben werden. Um nicht nur auf die Wasserkraft angewiesen zu sein – in Trockenzeiten der Steina konnte nicht gesägt werden – baute der Großvater des jetzigen Besitzers 1955 einen Dieselmotor zum Zuschalten ein.
Investitionen in eine neue Halle
1960 wurde dann die Säge zusammen mit den umliegenden Anwesen an die öffentliche Stromversorgung angeschlossen. Heute wird die Wasserkraft der Steina mittels einer Turbine wieder genutzt und hat eine Leistung von rund 12 Kilowatt.

In den vergangenen 15 Jahren wurde in eine Halle investiert, in eine Hobelmaschine und einen Holztrockner und ein Hallenkran erleichtert die Arbeit in der Säge. Die inzwischen 80 Jahre alte Gattersäge frisst sich auch weiterhin in die mächtigen Baumstämme.

Die nächste Generation übernimmt
Seit 2007, nach dem Tod seines Bruder Fritz Preiser junior, übernahm Klaus Preiser die Stockensäge und somit blieb der Betrieb in Familienbesitz. War in den Generationen zuvor und weitverbreitet im Schwarzwald die Sägerei ein Nebenerwerb mit dem sogenannten Lohnschnitt, so ist dieses Segment nur ein Bruchteil der heutigen Aufgabe. Dies ging auch mit dem dörflichen Strukturwandel einher.

Heute stammen mehr als 60 Prozent vom Gesamtumsatz des Betriebs aus dem Segment Verpackungsholz und Klaus Preiser steht damit in internationaler Konkurrenz.

Das Ende der Sägewerk-Romantik
Als größtes Problem aber bezeichnet Klaus Preiser die Situation am Arbeitsmarkt. Mitarbeiter oder Auszubildende zu bekommen sei nahezu unmöglich. Wenn auch die 186 Jahre alte Stockensäge Nostalgie ausstrahlt und manchen Feriengast bezaubert, so weiß Klaus Preiser: „Die heile Sägewerkromantik gehört längst der Vergangenheit an.“
Quelle: Südkurier, Werner Steinhart veröffentlicht am 14.02.2022